18.01.2015
Video-as-a-Service ist in vieler Munde und von den bekannten Research und Analysten-Häusern bereits zum absoluten Wachstumstreiber für den Bereich Videokonferenzen sowie Unified Communications erklärt. Video-as-a-Service bedeutet die Bereitstellung von Videokonferenzinfrastruktur aus Service, z.B. aus der Cloud. So können Videokonferenzen mit mehreren Teilnehmern auch ohne Investition in eigene Videokonferenzinfrastruktur realisiert werden. Beim Blick der Analysten wird aber eher selten differenziert auf neue technologische Trends geschaut, so beschränken sich die Kommentare zum Thema Video-as-a-Service auf global gültige Aussagen und weniger auf einen gezielten Blick in die verschiedenen Märkte.
Der Blick in einzelne Märkte und Nutzergruppen lohnt und ist oftmals sehr spannend. Hier wollen wir den Video-as-a-Service Trend in Deutschland betrachten. In den USA, UK und auch in Asien boomen cloud-basierte Video-as-a-Service Angebote, wie z.B. BlueJeans oder Zoom. Die Videokonferenz Dienste sind einfach in Unternehmen aller Größenordnung einzuführen und mit überschaubaren sowie kalkulierbaren Kosten zu betreiben. In Deutschland haben diese Anbieter jedoch keinen großen Erfolg. Im Gegenteil: selbst etablierte Anbieter, wie z.B. die Telekom mit dem Produkt Video Meet, welches im Wesentlichen auf Bluejeans basierte haben es nicht geschafft Video-as-a-Service in Deutschland populär zu machen und am Beispiel von Video Meet inzwischen sogar bereits wieder eingestellt. Aber warum ist Video-as-a-Service in Deutschland (bisher) nicht erfolgreich? Aus unserer Sicht gibt es 3 wichtige Punkte bei der Beantwortung zu beachten:
1. Sicherheit
Für viele Unternehmen in Deutschland steht Sicherheit an oberster Stelle bei der Entscheidung für oder gegen innovative Kommunikationslösungen. Dabei ist der Wunsch nach hoher Sicherheit in vielen Fällen absolut begründet. Deutsche Unternehmen leben oftmals als Hidden Champions von einzigartigem Know-how, welches über viele Jahre aufgebaut wurde. Diese firmenspezifischen geistigen Eigentümer sollen nicht in fremde Hände gelangen. Zudem herrscht eine große Verunsicherung bei vielen Nutzern, dazu haben Abhörskandale und nicht zuletzt Edward Snowden beigetragen. Sobald ein Video-as-a-Service Angebot von einem US-Anbieter, im schlimmsten Falle ohne bekanntes Logo und Markennamen angeboten wird, sind Unternehmen in Deutschland skeptisch.
2. Innovationsfreude
Insbesondere im Bereich ITK sind Unternehmen in Deutschland generell nicht besonders innovationsfreudig. In der Regel sind Unternehmen in Deutschland nicht gewillt als „Beta-tester“ her zu halten. Hier ist natürlich auch zu erwähnen, dass sich nur wenige Unternehmen in Deutschland respektive Europa um die Entwicklung eigenere innovativer VaaS Lösungen bemühen. Meistens werden Dienste von US Anbietern als Whitelabel verpackt und an die Nutzer verkauft
3. Geographie
Schon alleine aufgrund der deutschen Geografie sind Videokonferenz Lösungen, insbesondere für private Nutzer, den medizinischen Bereich sowie den Bildungssektor weniger attraktiv. Aber genau diese genannten Nutzergruppen sind die Wachstumstreiber in den USA und anderen VaaS-Boom-Ländern. Unternehmen fragen die VaaS Lösungen bisher weniger nach. In Deutschland müssen keine riesigen geografischen Distanzen mittels Videokonferenzen überwunden werden. Dadurch besteht weniger Nachfrage nach Videokonferenz as a Service.
Doch trotz der genannten Hinderungsgründe wird Videokonferenz as a Service zukünftig eine wichtige Rolle spielen und auch ein Wachstumstreiber für den Bereich der Videokonferenzen sein. Dies liegt im generellen „as-a-Service“ Trend. Zahlreiche Anbieter bereiten sich auf reine „as-a-Service“ Strategien vor und können mit entsprechender Marktdurchdringung die Nutzer an die neuartige Einsatzmöglichkeit gewöhnen. Hier sind riesiger IT Player, wie z.B. Microsoft mit Office 365 sowie Adobe mit den bereits erfolgreich etablierten Services zu nennen.